Es war durchaus eine Überraschung. Bei dem Titel „Eine Billion Dollar“ versprach das Buch eine fantasievolle Lektüre zu sein; ich nahm an, ich würde es nicht zu Ende lesen. Dann entwickelt sich der Roman zu einer interessanten Geschichte mit vielen Anregungen.
Dieser Roman von Andreas Eschbach aus dem Jahr 2001 findet in den 1990er statt. John Fontanelli, der seinen Lebensunterhalt durch das Ausfahren von Pizzas gerade so verdient, erbt aus dem nichts heraus eine Billion Dollar. Die italienischen Anwälte der Familie Vacchi, die ihm die wahnwitzige Botschaft übermittelten, erklären den Umstand so: Ein Vorfahre hatte vor 500 Jahren umgerechnet 10.000 Dollar angelegt und die Anwaltsfamilie hat dieses bescheidene Vermögen über die Jahrhunderte mit 4% Zinsen vermehrt. Jetzt sei John der rechtmäßige Erbe mit der Auflage, er nehme die gesamte Summe an, um der Menschheit ihre verlorene Zukunft zurück zu geben.
Die Geschichte entwickelt sich langsam. Zunächst übersiedelt John nach Italien, wo ihn die Familie Vacchi aufnimmt und für seine Aufgabe vorzubereiten versucht. Er lernt sich anzukleiden und gibt seine ersten Unsummen für Luxusgüter aus. Unter dem Strich begreift er nicht, wieviel Geld er hat und dass er das Geld gar nicht ausgeben kann, denn alleine die Zinsen betragen täglich 100 Millionen Dollar. Es stellt sich auch heraus, dass die Familie Vacchi ihm gar nicht helfen kann, die „Prophezeiung“ aus dem Testament zu erfüllen, denn die verlorene Zukunft ist für alle beteiligten ein Rätsel. So ist es John nur recht, dass der erfolgreiche Spekulant Malcom McCain seine Dienste anbietet und sie die Fontanelli Enterprises gründen mit McCain als Geschäftsführer.
Die beiden beginnen, das mächtigste Unternehmen der Welt aufzubauen. Da Geld gleichbedeutend ist mit Macht, möchten sie so viel Macht ansammeln, dass sie damit die Welt verbessern können, aber es fehlt sowohl das konkrete Ziel als auch ein Plan. McCain ist der Macher und John macht mehr oder weniger mit. Während McCain nach einem Masterplan sucht, macht sich John Gedanken über einzelne Probleme auf der Welt und trägt schwer an der Last der Prophezeiung.
Der Autor schafft es über den Hauptdarsteller John die vielschichtigen Herausforderungen der Menschheit auf verständliche Weise zu beschreiben. Ob Klimaschutz oder der Bevölkerungszuwachs, ob Armut oder die Grenzen des Wachstums, Eschbach erklärt die komplexen Zusammenhänge zwischen Arbeit, Geld und Ökologie, so dass auch Unkundige die Widersprüche unserer Gesellschaft verstehen können. Auf der Suche nach der „Spinne im Netz“, die Ursache der vielen Übel auf der Welt, kommt John unweigerlich darauf, dass Geld und dessen Verzinsung die Ursache sind.
Neben der Fülle an Informationshäppchen zeichnet sich der Roman auch durch die Einbettung von Ereignissen und Personen der späten 1990er in die Handlung aus. Die Handlung nimmt – wie oben bereits erwähnt – nur langsam Fahrt auf. Erst nach ungefähr einem Drittel des Buchs reift John zu einem Charakter heran, was ich aber dem Autor zu Gute halte, denn es drückt die Ohnmacht der Hauptfigur aus. Die Nebenfiguren sind stark charakterisiert und sehr unterschiedlich.
Das Buch habe ich in der Hörbuch-Edition aus 2014 gelesen, vorgelesen von Volker Niederfahrenhorst. Die Qualität der Aufsprache ist gut – besser als viele andere Hörbücher, die ich in letzter Zeit gelesen habe.
1 Gedanke zu “Eine Billion Dollar – Ein Buch sollte nicht nach dem Titel beurteilt werden”