Das World Wide Web Consortium (W3C) hat die Web Content Accessibility Guidelines (WCAG) 2.2 veröffentlicht. Im Wesentlichen ergänzt die WCAG 2.2 die WCAG 2.1 aus dem Jahr 2018 um neun neue Erfolgskriterien.
Das Warten hat endlich ein Ende. Am 5. Oktober 2023 wurde die neue Version 2.2 der Web Content Accessibility Guidelines (WCAG) als „W3C Recommendation“ veröffentlicht. Damit werden die Richtlinien für barrierefreie Webinhalte um neue, stabile Kriterien ergänzt. Für jede Organisation, die digitale Barrierefreiheit umsetzt, ist WCAG 2.2 nun die erste Wahl.
Es ist das erste Update der WCAG seit über fünf Jahren. Das letzte Update von WCAG 2.0 auf WCAG 2.1 wurde im Juni 2018 veröffentlicht.
Was ist neu in WCAG 2.2?
Die aktualisierten Richtlinien enthalten 9 neue Erfolgskriterien. Ein Kriterium aus WCAG 2.1 wurde entfernt.
Neue Kriterien
Es gibt zwei neue Kriterien auf Konformitätsstufe A:
Es gibt 4 neue Kriterien auf Stufe AA:
- 2.4.11 Fokus nicht verdeckt (Minimum)
- 2.5.7 Ziehende Bewegungen
- 2.5.8 Zielgröße (Minimum)
- 3.3.8 Barrierefreie Authentifizierung (Minimum)
Auf Stufe AAA gibt es 3 neue Kriterien:
- 2.4.12 Fokus nicht verdeckt (Erweitert)
- 2.4.13 Erscheinungsbild des Fokus
- 3.3.9 Barrierefreie Authentifizierung (Erweitert)
Bei den meisten neuen Kriterien handelt es sich um Anforderungen an die Gestaltung. Sie betreffen aber auch den Einsatz bestimmter Techniken etwa die Multi-Faktor-Authentifizierung.
Kriterium 4.1.1 entfernt
Es gibt auch eine Änderung bei den bisherigen Kriterien – Erfolgskriterium 4.1.1 Syntaxanalyse (Stufe A) wurde als veraltet gekennzeichnet und aus der Richtlinie entfernt. Dieses Kriterium war mit der WCAG 2.0 eingeführt worden und war notwendig, damit Assistenztechnologien Webseiten selbst interpretieren konnten. Heute leiten Browser die Informationen einer Webseite an eine Schnittstelle des Betriebssystems, wo Assistenztechnologien sie „abholen“.
Vor allem in Zusammenhang mit 4.1.1 wurde die WCAG 2.1 angepasst und im September neu veröffentlicht. Es gibt außerdem eine Reihe von redaktionellen Änderungen, die im Anhang der WCAG 2.1 dokumentiert werden.
Muss ich mich mit WCAG 2.2 befassen?
Die kurze Antwort lautet: Ja.
Nachdem die neue Richtlinie veröffentlicht ist, empfiehlt das W3C, dass Webseiten Konformität zu den WCAG 2.2 erreichen. Die Übernahme der neuen Anforderungen bedeutet auch, dass Menschen, die Ihr Produkt oder Ihre Dienstleistung nutzen, eine bessere Nutzbarkeit erleben.
Sie können davon ausgehen, dass andere Richtlinien und Standards, die sich heute noch auf ältere WCAG-Versionen beziehen, wie etwa die EN 301549, aktualisiert und die WCAG 2.2 referenzieren werden. Um Ihre Produkte und Dienstleistungen zukunftssicher zu machen, sollten Sie in der Zwischenzeit auf WCAG 2.2 umsteigen, insbesondere bei neuen Inhalten oder Funktionen.
Die gute Nachricht ist: Wenn Sie bereits die Anforderungen aus den WCAG 2.1 erfüllen, haben Sie bereits den größten Teil des Weges schon geschafft. Die Konformitätsstufe, die öffentliche Stellen und Unternehmen typischerweise anstreben, ist Stufe AA. Das bedeutet, dass es sechs neue Erfolgskriterien der Stufen A und AA gibt, die Sie berücksichtigen müssen. Durch den Umstieg auf WCAG 2.2 werden ihre digitalen Angebote auch konform mit früheren Versionen der WCAG (2.1 und 2.0) sein.
Wo finde ich weitere Informationen zu WCAG 2.2?
Das W3C stellt viele Ressourcen zur WCAG 2.2 bereit. Einige wichtige Inhalte sind:
- Web Content Accessibility Guidelines (WCAG) 2.2 – der Webstandard zur digitalen Barrierefreiheit
- Understanding WCAG 2.2 – Erläuterungen zu den einzelnen Kriterien
- All WCAG 2.2 Techniques – Beispiele für barrierefreie Umsetzungen
- What’s New in WCAG 2.2