Es tut sich was  

WAI-ARIA ist ein Webstandard geworden

Collage: Aus einer Auswahl von 3 Veranstaltungsbuttons wird einer ausgewählt und auf ein Buchungsauftragsfeld gezogen. Zusätzlich Schriftzug Wai Aria und HTML5.

Am 20. März 2014 hat das W3C einen wichtigen Schritt unternommen, um Inhalte und Anwendungen im Web barrierefrei aufbereiten zu können. Mit der Veröffentlichung von Accessible Rich Internet Applications (ARIA) 1.0 als Webstandard wird der Beleg geliefert, dass die Unterstützung von WAI-ARIA durch Browser und Screenreader einen akzeptablen Stand erreicht hat. Jetzt muss die Webentwicklung die Möglichkeiten nutzen.

So schnell kann man sich irren

Von der offiziellen Veröffentlichung der WAI-ARIA-Empfehlung habe ich auf dem Webkongress Erlangen erfahren. Wenige Stunden nach meinem Vortrag zu HTML5 und WAI-ARIA, in dem ich u.a. gesagt habe, beide Techniken seien noch keine Webstandards, wies mich Kerstin Probiesch darauf hin, dass die Aussage falsch sei und für WAI-ARIA nicht gelte. Dass hatte mich überrascht, denn nicht alles in WAI-ARIA wird tatsächlich in Browsern und Screenreadern unterstützt.

Die offizielle Veröffentlichung scheint unter großem Druck stattgefunden zu haben, wie Kommentare zum Blogbeitrag von Michael Cooper vom W3C deutlich machen. Dennoch habe ich mich über die Nachricht sehr gefreut, denn jetzt kann auf ein Webstandard und nicht nur auf eine „Entwicklung“ hingewiesen werden.

WAI-ARIA ist mehr als Markup

WAI-ARIA ist auf den ersten Blick ein Satz von Attributen, die in HTML genutzt werden können, um

  • Eine strukturelle Navigation zu erlauben (landmark roles),
  • Code semantisch anzureichern, wenn das HTML semantisch inkorrekt oder bedeutungslos ist (document structure roles) und
  • Dynamische Anwendungen zugänglich zu machen (widget roles).

Diese Einsatzbereiche werden vorerst im Fokus bleiben, aber WAI-ARIA kann auch für andere Auszeichnungssprachen wie z.B. SVG oder Epub eingesetzt werden. Viele der Konzepte in WAI-ARIA werden außerdem in HTML5 direkt übernommen, so dass Teile der WAI-ARIA-Spezifikation eines Tages für HTML überflüssig sein werden.

Darüber hinaus hat die Entwicklung von WAI-ARIA in den letzten Jahren sehr viele Fortschritte bei Browsern und anderer Software bewirkt. Mit der User Agent Implementation Guide wird eine Anleitung geliefert, wie Anwendungen die Accessibility API eines Betriebssystems mit Informationen beliefern soll, damit Hilfsmittel wie Screenreader sie von dort abholen können. Aus der Holschuld der Screenreader ist eine Bringschuld der Webentwicklung geworden.

Einsatz von WAI-ARIA

WAI-ARIA deckt verschiedene Aspekte des Webdesigns ab. Während die landmark roles auf den meisten Webseiten implementiert werden können, sind die document structure roles und die widget roles eher in Anwendungen bzw. in JavaScript-Bibliotheken relevant. Eine Einführung finden Sie bei den Webkrauts.

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