The Help  

Rezension des Hörbuchs

Collage bestehend aus Foto und Schriftzug der Autorin (Kathryn Stockett) und Fotos der Sprecherinnen sowie einem "the help" - Schriftzug

Ein Buch, das monatelang auf meinem Nachttisch wartete, um gelesen zu werden, entpuppte sich als eine fesselnde Geschichte. Ich war wohl etwas voreingenommen, denn mir wurde gesagt, der Bestseller von Kathryn Stockett sei ein Frauenbuch. Ich habe an Liebesgeschichten gedacht; tatsächlich geht es in „The Help“ um Mut und Gerechtigkeit.

Zur Geschichte

Die Geschichte findet 1962 im tiefsten Süden der USA in Jackson, Mississippi, statt. Es ist eine Geschichte von reichen Weißen und ihren farbigen Angestellten, und sie wird abwechselnd von Aibileen, Minny und Skeeter in der ersten Person erzählt. Die ersten beiden sind farbige Haushälterinnen und letztere ist die Tochter einer reichen weißen Familie.

Skeeter möchte unbedingt Schriftstellerin werden und entwickelt die Idee, ein Buch über das Leben der farbigen Hausangestellten zu schreiben. Im Gegensatz zu anderen bekannten Romanen über den Süden der USA soll das Buch die Sicht der Angestellten selbst wiedergeben. Skeeter kann zunächst nur Aibileen überzeugen, braucht aber mindestens ein Dutzend weitere Interview-Partnerinnen. Minny lehnt den Vorschlag ab und sonst ist weit und breit keine andere bereit, von ihren Erfahrungen als Hilfe zu berichten.

In einer von Rassentrennung geprägten Gesellschaft darf keiner Wind von der Sache bekommen, und doch ist die Gefahr groß. Sollte Aibileen nur verdächtigt werden, aus dem Nähkästchen zu plaudern, würde sie wohl in der ganzen Stadt keine Arbeitsstelle mehr bekommen. Minny war es bereits in einem anderen Zusammenhang ähnlich ergangen und kann von Glück sprechen, dass sie bei einer ortsfremden jungen Frau Arbeit gefunden hat.

Vor allem Skeeters Freundin Miss Hilly, Vorsitzende einer Damengesellschaft, sorgt für den Zusammenhalt der weißen Herrinnen der Stadt. Charakterstark wie sie ist, dominiert sie die eher träge Gesellschaft von jungen weißen Ehefrauen, die scheinbar tagsüber nichts zu tun haben. So kann Miss Hilly ihre abschätzige Haltung gegenüber Farbige immer wieder erklären und diskriminierenden Aktivitäten widerstandslos nachgehen.

Meine Eindrücke

Obwohl das Buch selbstverständlich ein Buch über Bürgerrechte ist, so werden die gesellschaftlichen Unruhen der Zeit mehr oder minder nur am Rande erwähnt. Die Geschichte findet eindeutig vor diesem Hintergrund statt, aber die Autorin schafft es, durch einen permanenten Alltagsbezug ein lockeres und fokussiertes Lesen zu ermöglichen. Die Diskriminierung von Farbigen ist ohne Frage ständig präsent, jedoch keinesfalls dominant.

Die Ausgrenzung der Haushälterinnen durch die weiße Gesellschaft ist dennoch deutlich spürbar. Ebenso ist ihre Angst unverkennbar, indem sie respektloses Verhalten mit Scham und Wut ertragen müssen. Weil die Gefühle in der ersten Person erzählt werden und zudem auf eine sehr bodenständigen Weise, hatte ich zu keinem Zeitpunkt das Gefühl, dass das Buch ins Kitschige abzugleiten drohte, im Gegenteil: Es sind viele weise Gedanken zum würdigen Miteinander in diesem Buch festgehalten.

Oft stehen die beiden Charaktere Minny und Aibileen Skeeters Geschichte gegenüber. Mit den drei Sichtweisen wird die Spannung erzeugt, die dieses Buch so lesenswert macht. Im Nachhinein habe ich aber das Gefühl, dass es sich um Skeeters Geschichte handelt, und das obwohl über das Leben der Haushälterinnen berichtet wird und obwohl Minny und Aibileen durchaus zu Wort kommen. Das ist in den unterschiedlichen Welten begründet: Skeeter macht sich zwar über dies und das Sorgen, aber es sind Sorgen des Alltags. Sie ist in einer komfortablen Situation, in der sie finanziell abgesichert ist und wo ihr die Welt zu Füßen liegt, wenn sie sich nur ein wenig anstrengt. Minny und Aibileen können aber jeden Moment alles verlieren, sogar ihr Leben, und die Welt würde kaum Notiz davon nehmen. Für das Buch führen diese Wirklichkeiten dazu, dass Skeeter die Hauptfigur bleibt.

Übrigens kommen Männer im Buch kaum vor. Wenn sie vorkamen, waren sie schon ein Teil der Tapete – etwas, das im besten Fall zum Leben einfach dazu gehört. Die männlichen Charaktere sind auch nicht immer mit den besten Eigenschaften behaftet. Vielleicht ist das der Grund dafür, dass mir das Buch als Frauenbuch beschrieben wurde.

Zum Hörbuch

Dieses Buch habe ich in der Audiofassung gelesen. Die Sprecherinnen sind Jenna Lamia, Bahni Turpin, Octavia Spencer und Cassandra Campbell, und sie sprechen alle äußerst professionell. Minny (Octavia Spencer) und Aibileen (Bahni Turpin) sprechen unverkennbar mit einem Südstaatenakzent, was anfangs durchaus gewöhnungsbedürftig war. Und, obwohl ich Minnys Stimme am authentischsten fand, weil z.B. Wut und Groll deutlich spürbar wurden, hat mich Skeeter (Jenna Lamia) am meisten beeindruckt. Die Stimme drückt eine Nüchternheit aus, die ich nur mit „Intelligenz“ und „Achtsamkeit“ umschreiben kann.

Gegen Ende des Buchs findet ein Fest statt, das in der dritten Person von der vierten Erzählerin (Cassandra Campbell) gesprochen wird. Während ich als Leser mich vorher sehr mit den Schicksalen der drei Hauptdarstellerinnen verbunden fühlte, findet bei diesem Kapitel durch die neue Stimme ein leicht störender Bruch statt. Es wird der Geschichte gerecht, denn auf einmal ist es Show-Down-Zeit, wo eigentlich Miss Hilly und Minny’s Arbeitgeberin kurzzeitig zu den zentralen Figuren werden.

Das englischsprachige Hörbuch kann ich nur empfehlen. Um ein Gefühl für das Englisch der Südstaaten zu bekommen, sollten Sie allerdings vorher einmal bei Aibileen rein hören.

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