Der 1961 geborene Li Cunxin hat es zu Ruhm und Erfolg als Solotänzer geschafft. In seiner Autobiografie wird deutlich, wie unwahrscheinlich es eigentlich war, denn als siebter Sohn einer Bauernfamilie gab es für sein Leben auf dem Feld eigentlich keine Alternativen.
Wie zumeist habe ich auch dieses Buch als Hörbuch gelesen. „Mao’s Last Dancer“ wurde vom Australier Paul English gesprochen und in meiner Fassung hat Li Cunxin ein eigenes Vorwort gesprochen. Das Vorwort hat mich ehrlich gesagt etwas erschrocken, denn es war schwer verständlich, aber die Aufsprache seiner Geschichte durch English war sehr gut.
Die Geschichte selbst schildert ein Schicksal, wie es einer von einer Million erlebt. Li Cunxin wird in einer ländlichen Region in China geboren, seine Eltern sind Bauern und verarmt und er verdankt es einem Zufall, dass er als Elfjähriger für eine Ausbildung in Madame Mao’s staatlicher Tanzakademie in Beijing ausgewählt wird. In sieben Jahren sehr harter Arbeit entwickelt er seine Kunst und 1979 darf er als einer der ersten chinesischen Künstler – und als treuer Kommunist – die USA für sechs Wochen besuchen.
Nach seiner Rückkehr nach Beijing verfasst er seinen Bericht so kommunistisch wie er kann, damit er wenige Monate später zurück in die USA darf, allerdings tauchen Probleme auf. Er schafft es dennoch, mit einigen Monaten Verzögerung wieder ein Visum für die USA zu bekommen, das zweite Mal für ein ganzes Jahr. Dort entwickelt er sich schnell zu einem Solotänzer und im Laufe des Jahres verliebt er sich. Zwischenzeitlich ist er auch nicht mehr von der Bösartigkeit der USA, wie es in den 1970er in China propagiert wurde, überzeugt. Er heiratet, um nicht abfallen zu müssen, aber das chinesische Konsulat hält ihn trotzdem fest. Schließlich darf er in den USA bleiben, aber eine Rückkehr in seine Heimat wird ausgeschlossen. Erst sechs Jahre später sieht er seine Eltern wieder, nachdem er Karriere gemacht hat. Später darf er auch wieder die Volksrepublik besuchen.
Seine Geschichte ist eine Happy End-Geschichte, aber das Schicksal von Li Cunxin ist ganz klar eine Ausnahme. Kaum einer seiner Zeitgenossen wird eine Autobiografie dieser Art schreiben. Dass er die große Ausnahme ist, vergisst er zu keinem Zeitpunkt. Immer wieder werden Themen angeschnitten, die die Armut und Diktatur in China betreffen, und er verweist regelmäßig auf weniger positiv ausgefallene Schicksale anderer Personen. Überhaupt hat Li Cunxin oft mit starken Gefühlen zu kämpfen, ob es das andauernde Heimweh während seiner Ausbildung war oder das schlechte Gewissen als reicher Mann nach China zurückkehren zu dürfen. Dass Li Cunxin es „raus“ geschafft hat, war für ihn eine glückliche Fügung. Dass viele andere unter Zwang leben, ist der bittere Beigeschmack seines Lebens.