Neulich suchte ich ein Hörbuch per Zufall aus. Ein Griff ins Regal und ich hatte die CD-Box mit 7 CDs in der Hand. Ich legte die erste CD ins Abspielgerät und wurde mit einer erstklassigen Lesung von „Das Bildnis des Dorian Gray“ belohnt.
Ich muss zu meiner Schande gestehen, dass dieser einzige Roman von Oscar Wilde völlig an mir vorbei gegangen ist. „Dorian Gray“ war für mich ein Synonym für den Ende 2000 geschlossenen Nachtclub in Frankfurt, und ich hätte nicht einmal sagen können, worum es sich in dem Buch handeln könnte oder wer der Autor sei. Jedenfalls ist „Das Bildnis des Dorian Gray“ in den 90er Jahren des vorletzten Jahrhunderts entstanden, und es wurde bereits oft und vielschichtig analysiert.
Die Geschichte handelt vom schönen und reichen Dorian Gray. Der in der Londoner High Society beliebte junge Mann wird von einem Künstler porträtiert und äußert beim Betrachten des Kunstwerks den Wunsch, dass er nicht altern will. Gleichzeitig lernt er Lord Henry kennen, der ihn letztlich in eine rücksichtslose Lebensführung begleitet. Sein ausschweifendes Leben wirkt sich aber nicht auf seine Schönheit aus, aber – und das bleibt bis zum Schluss sein Geheimnis – sein Portrait entwickelt zunehmend die grässlichen Züge des Verfalls.
Was mich bereits beim Einlesen positiv beeinflusste, war der Sprecher. Erst vor kurzem hatte ich ein Hörbuch von Gert Westphal gelesen, das durch seine Erzählweise glänzte. In „Das Bildnis des Dorian Gray“, das erstmals 1981 in dieser Hörfassung erschien, trägt Westphal ebenfalls wesentlich zum Hörgenuss bei. Es ist zum einen seine wohlklingende Stimme, aber zum anderen seine unglaublich originelle Tonalität, die den geneigten Hörer fesseln wird.
Die CD-Box stammt aus dem Jahr 2005 und ist – wie so viele Hörbücher – deutlich teurer als auf Papier. Es gibt aber zahlreiche weitere Hörfassungen des Buchs, die teilweise gratis im Web heruntergeladen werden können. Ich habe die verschiedenen Sprecher nicht miteinander verglichen, aber mit Gert Westphal als Sprecher ist ein Kauf lohnenswert.