Obwohl dieser Winter gar nicht einsetzen will, so ist der Winter die Jahreszeit, in der ich am meisten lese. Meine Hörbücher beziehe ich von der Westfälischen Blindenhörbücherei in Münster. In letzter Zeit habe ich einige Bücher von Jeffery Deaver zugeschickt bekommen und gelesen.
Die Lincoln-Rhyme-Serie
Die Bücher aus der Lincoln-Rhyme-Serie haben es mir angetan. Sie sind spannend und mit vielen interessanten Details gespickt. Der Hauptdarsteller Lincoln Rhyme ist ein Kriminologe, der vor allem mit Laboruntersuchungen Spuren von Tatorten analysiert und auf diesem Wege seine Schlussfolgerungen über Tatverdächtige zieht. Selbstverständlich werden seine Fälle gelöst, aber auffällig bei den fünf Geschichten, die ich bislang gelesen habe, ist, dass sie mit einem Überraschungsmoment enden, d.h. es ist beim Lesen der Bücher kaum möglich, die Fälle selbst aufzulösen.
Detective Rhyme sitzt im Rollstuhl und kann sein Körper weder bewegen noch fühlen. Er ist umgeben von Kollegen, die aber praktisch keine Notiz von seiner Behinderung machen. Einzig und allein sein Assistent Thom „kümmert“ sich um die pflegerischen Aufgaben. Es ist der Assistent von Lincoln Rhyme, der mir immer wieder auffällt. Er hat die Rolle eines Supermans, denn er scheint 24 Stunden am Tag zu arbeiten, erfüllt die Rolle eines Pflegers, aber auch des Arbeitsassistenten und eines Freundes. Er kümmert sich fast mütterlich um Rhyme’s Befinden und erträgt seine schlechte Laune ohne erkennbare Reaktion.
Der unwirkliche Assistent
Assistenz ist ein wichtiges Thema bei Menschen mit Behinderungen. Ohne diese Helfer werden – je nach Einschränkung – Pflege, Arbeit oder vieles andere kaum selbstständig möglich. Es ist nicht leicht, gute Assistenzkräfte zu finden, denn ihnen fehlt – wie allen anderen Menschen auch – die Fähigkeit, Gedanken zu lesen. So ist der gute Umgang zwischen Assistenznehmer und Assistenzgeber davon abhängig, wie gut sie miteinander kommunizieren können.
Der Assistent Thom in Deaver’s Krimireihe wird definitiv klischeehaft beschrieben, im Übrigen auch Rhyme selbst. Dennoch finde ich es bemerkenswert, dass diese Rolle dauerhaft in der Serie vertreten ist. Thom ist für mich der „Platzhalter“ – der Hinweis, dass die vermeintliche Nebenrolle nicht nur die Voraussetzung für die Arbeitsfähigkeit des Hauptdarstellers ist, sondern auch für sein Leben in Würde.
Interessant. Kannte ich nicht. Jetzt kann ich mir einen Rhyme machen. Und aus Münster kommen die Hörspiele! Wo spielen sie denn?