The Wolf of Wall Street  

Rezension des Hörbuchs

Buchstapel mit Titel "The Wolf of Wall Street"

Normalerweise interessiere ich mich nicht für solche Autobiografien, die zu Therapiezwecken geschrieben werden. Als ich letztens ein Hörbuch bei Audible herunterladen wollte, habe ich mich von der Kurzbeschreibung beirren lassen und erhielt ein solches Buch.

„The Wolf of Wall Street“ erschien 2007 und ist eine Autobiografie des früheren Aktienhändlers Jordan Belfort. Das Buch beschreibt in drei Teilen wenige Jahre seines Lebens, die es wirklich in sich haben. Im ersten Teil steht der wahnsinnige Erfolg seines Maklerunternehmens Stratton Oakmont im Mittelpunkt. Drogen, Sex und Geld sind die wichtigsten Themen. Im zweiten Teil geht es darum, wie sich der Multimillionär weiterentwickeln will und bereits an seine Grenzen kommt. Im dritten Teil holt ihn seine Drogensucht endlich ein und er verliert die Kontrolle. Er schafft schließlich den Drogenentzug, wird aber auch verhaftet und vor Gericht gestellt.

Der Buchtitel ist irreführend. Erwartet habe ich Einsichten in die Praxis der Kursmanipulationen der frühen 1990er. Und, obwohl einige seiner Geschäftspraktiken im Buch eingestreut wurden, so bleiben sie punktuelle Abschnitte. Das wesentliche Thema des Buchs ist die Drogensucht. Dieses Thema ist ständig präsent und gipfelt in mehreren Aussagen, er könne solche Mengen an Drogen kontrolliert einnehmen, wo andere Menschen schon längst den Löffel abgegeben hätten. Überhaupt, Belfort betont nicht nur seinen exzessiven Drogenkonsum, sondern auch, dass er (dabei) hart gearbeitet habe. Ich habe mich während des Lesens aber schon gefragt, was er mit Arbeit meint, denn die Schilderungen seiner Arbeit beziehen sich meist auf andere Dinge: Konfliktlösungen, hemmungslosen Sex, seine Geldschleuder-Mentalität und natürlich Drogen. Gerne bezeichnet er sich selbst dabei als den Wolf von Wall Street.

Das Buch muss man so nehmen wie es ist. Wohlwollend kann es als eine große Entschuldigung wahrgenommen werden, aber kritisch gesehen bereut der Mann nichts. Auch aus der Retrospektive ist das bedingungslose Streben nach Reichtum und ein Leben in Saus und Braus, wo ein Abendessen zu viert mal locker 20.000 Dollar kostet, eine normale Sache. Sicher spielt der Umstand, dass er mit Glück und Talent sehr schnell sehr reich geworden ist, eine entscheidende Rolle; sein verzerrtes Verhältnis zu Geld ist vermutlich eine menschliche Folge des irrsinnigen Reichtums. Die Erzählung hat was von einer „Unglaublichen Geschichte“, die durch seine „positive“ Sichtweise beherrscht wird. Es gibt lustige und traurige Momente und Belfort steht – man könnte uneinsichtig oder unkritisch sagen – zu seinen Fehlern, d.h. Reue ist bestenfalls der Mutter seiner Kinder gegenüber festzustellen, nicht aber gegenüber der Gesellschaft.

Das Buch bestätigt vermutlich viele Vorurteile über die Wall-Street-Makler. Ich fand es zumindest interessant, die Eigenwahrnehmung eines Superreichen zu lesen, der – zwar skrupellos und teilweise illegal, aber – seine Chancen sucht und findet. Das Buch ist kein literarisches Kunstwerk, aber in vielen Teilen unterhaltsam und – vor allem was seine zwei Kinder angeht – gefühlsbetont. Ich kann nicht sagen, dass mir Belfort sympathisch ist, aber das muss er auch nicht sein. Es ist seine Wahrnehmung der Dinge, einerseits seine geschäftlichen Chancen und andererseits der Verleugnung seiner Sucht, die dieses Buch ausmachen. Dafür ist das Buch mit über 20 Stunden einiges zu lang, aber mit Eric Meyers hat diese gute Produktion einen begabten Sprecher, der das Buch bis zum Schluss lesenswert macht.

1 Gedanke zu “The Wolf of Wall Street – Rezension des Hörbuchs

  1. Du hattest anscheinend mehr vom Buch als wir vom Film – ein Graus, ich war froh, als er vorbei war! So viel Selbstverherrlichung, keine Entwicklung der Charaktere, keine Perspektive der anderen Seite, der Opfer – schrecklich! Felt I shouldn’t have wasted time and money on a person like that!

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