Diese Woche ist die Screenguide 28 erschienen. Auch in diesem Heft wurde ein Artikel von mir abgedruckt. Dieses Mal geht es um den teilweise unsinnigen Einsatz von title
-Attributen – und das im Namen der Semantik und der Barrierefreiheit.
Das title
-Attribut ist ein HTML-Universalattribut, das auf fast alle Elemente angewandt werden kann. Der enthaltene Text wird bei Mouse-Over als Tooltip angezeigt. Außen vor bleiben Tastaturnutzer und Touch-Screen-Nutzer.
Neben der fehlenden Interoperabilität weisen Tooltips auch andere Probleme wie die Zeitbeschränkung beim Lesen auf. Warum Tooltips zu vermeiden sind, steht in dem Artikel Tooltips — eine schlechte Idee für echten Inhalt.
Der Artikel in Screenguide 28 beschreibt Grafiken und Links mit einem Tooltip. Während es normalerweise keinen Grund gibt, einer (alleinstehenden) Grafik einen Tooltip zu verpassen, kann es sinnvoll sein, Links eine zusätzliche Beschreibung mit dem title
-Attribut zu ergänzen. Dies kann nach den Richtlinien für barrierefreie Webinhalte (WCAG) 2.0 für eine optimale Nutzung in Screenreadern erwogen werden.
Dennoch bleibt die Technik mit dem title
-Attribut möglicherweise eine Barriere und zwar dann, wenn zusätzliche Informationen im Tooltip eines Links enthalten sind, die nur Screenreadernutzern und möglicherweise auch Mausnutzern zur Verfügung stehen.
Die Herangehensweise für eine barrierefreie Lösung muss konsequenterweise wie folgt sein:
- Wenn zusätzliche Informationen per Tooltip bereitgestellt werden, dann muss die Information in den Kontext des Links oder der Grafik, damit auch Tastaturnutzer sie lesen können.
- Wenn Linktexte (nur für Screenreadernutzer) erklärungsbedürftig sind, dann kann ein
title
-Attribut für einen Link eingesetzt werden, um Informationen aus dem weiteren Kontext zum Linktext hinzuzufügen.
Das ist aber nicht alles: Tooltips können für alle zugänglich gestaltet werden, wenn auf das title
-Attribut verzichtet wird und anstatt dessen ein ARIA-Widget für Tooltips eingesetzt wird. Die Erläuterungen dazu hätten allerdings nicht mehr in den Artikel hineingepasst.
Der Artikel aus Screenguide kann im Übrigen online kommentiert werden.