Schweizer Accessibility Studie 2016  

Schlechte Noten für die Digitalisierung

Collage aus dem Logo der Stiftung Zugang für alle, vier Icons der gängigen Browser und ein Foto des Matterhorns

„Dass die Barrierefreiheit der Informations- und Kommunikationstechnologien in der Schweiz auf tiefem Niveau stagniert, wie die vorliegende Studie aufzeigt, ist daher ein Grund zur Sorge für die Personen, denen der Zugang verschlossen ist, aber auch für alle anderen, die an der Informationsgesellschaft teilhaben“

Dieses Zitat aus der Einleitung der heute veröffentlichten Schweizer Accessibility Studie 2016 hat mir zu denken gegeben. Dass die Barrierefreiheit im Web oft zu wünschen übrig lässt, ist nichts neues, und dass viele Barrieren in den letzten Jahren abgebaut wurden, ist ebenfalls wahr. Abgebaut sind aber viele Barrieren von vor zehn und mehr Jahren. Heute gibt es andere und teilweise größere Herausforderungen. Viele, vor allem dynamische Anwendungen, lassen sehr zu wünschen übrig.

Den umfassenden Bericht kann ich allen Webworkern empfehlen. Er erlaubt den angemessenen Einstieg in das Thema „Barrierefreies Webdesign“. Einleitend werden verschiedene Zugänglichkeitsprobleme dargestellt – ausnahmsweise nicht aus dem Blickwinkel blinder oder sehbehinderter Nutzer, sondern von Menschen mit Lernbehinderungen, Gehörlosen und Senioren. Kapitel 2 geht auf die verschiedenen Aspekte eines barrierefreien Webs ein, angefangen bei einer informativen Betrachtung der Umsetzungsprozesse einer großen Website mit vielen Online-Diensten über den mobilen Zugang bis hin zu portablen Dokumenten als PDF oder EPUB. Kapitel 3 blickt anhand der Themen E-Learning und E-Voting dann eher in die Zukunft. Während Kapitel 4 die rechtlichen Rahmenbedingungen in der Schweiz und bei der Europäischen Union beschreibt, werden in Kapitel 5 die Ergebnisse von Barrierefreiheitschecks von etlichen Webseiten und mobilen Apps vorgestellt.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Webseiten der öffentlichen Hand in der Schweiz langsam einen akzeptablen Stand der Barrierefreiheit erreichen während die Angebote aus der Privatwirtschaft zumeist nicht mit HTML konform und alles andere als barrierefrei umgesetzt werden. In der Studie wird von „erschreckende Unzugänglichkeit“ geschrieben. Diese Aussagen lassen sich durchaus auf Angebote aus anderen Ländern wie Deutschland übertragen.

Was sich wie ein roter Faden durch die Studie zieht ist zum einen die Unverzichtbarkeit der Web Content Accessibility Guidelines (WCAG) 2.0 und zum anderen die Aussage, dass von der Barrierefreiheit alle profitieren – hier ist nochmal auf den Praxisbericht aus Kapitel 2 hinzuweisen. Der Subtext lautet aber, dass wir mit barrierefreiem Webdesign erst am Anfang stehen und dass es noch sehr viel zu tun gibt.

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