Mittel oder Zweck  

Interviews für die Kundengewinnung

Logo: Netzpiloten.de sowie Portraits von Anna Maria Landgraf und Jan Hellbusch mit Schriftzug: "Wie nutzen Menschen mit Behinderung das Internet?"

Heute erschien eine Zweitverwertung eines Interviews, das ich anlässlich des Europäischen Protesttages zur Gleichstellung von Menschen mit Behinderung am 5. Mai für netzpiloten.de gegeben habe. Obwohl ich darauf bereits positives Feedback bekommen habe, so stutzte ich doch ein wenig, denn an der darin gesteckten Arbeit verdienen andere. Dass mein Name einem Leser im Gedächtnis bleibt und ich dadurch vielleicht auch Einkommen generieren könnte, bleibt vorerst nur ein Gedanke.

Das Interview

Ein Interview, das in den Medien veröffentlicht wird, stellte ich mir immer als Gespräch vor. In diesem Gespräch sitzen sich zwei Personen gegenüber und eine Person befragt die andere Person, um beispielsweise Fakten oder Statements zu erfahren und zu zitieren. Dabei bemüht sich die fragende Person, die Inhalte zu verstehen und reagiert auf das gesagte.

Dass Interviews ganz anders laufen, habe ich des Öfteren erfahren. In der Regel erhalte ich nach einer ursprünglichen Anfrage eine Liste von circa 10 Fragen, die ich schriftlich beantworte. Danach höre ich nichts mehr und muss selbst recherchieren, ob und wo das Interview veröffentlicht wird. Das hat mich in der Vergangenheit nicht weiter gestört, denn ich konnte mich immer auf die Aussicht verlassen, dass sich jemand meinen Namen merkt und als interessierter Kunde entpuppt.

Auch das Interview für netzpiloten.de wäre vermutlich auf gleicher Weise abgehakt worden, wenn einige nicht abgesprochene Veränderungen meines Textes mich nicht gestört hätten und wenn der Artikel auf Der Freitag mit meiner Kenntnis erschienen wäre.

Schreiben lohnt sich

Wenn jemand bei mir anfragt, ob ich Interesse an einem Interview hätte, dann geht es um barrierefreies Webdesign. Dabei gibt es zwei Sorten von Fragen: Die einen sind eher technischer Natur, wie etwa bei den Webkrauts in 2011, und die anderen tasten sich vorsichtig an das Thema heran. Beide Kategorien finde ich etwas schwierig, denn sie schaffen beide nur geringen Wert, und Aufmerksamkeit schenken diesem Nischenthema dann oft nur solche Leser, die sich bereits mit der Materie befassen.

Das Ziel, das ich bei den Interviews anstrebe, lässt sich in einem Wort nicht fassen, aber es umfasst beispielsweise:

  • Interesse für das Thema wecken,
  • Verdeutlichung, dass die Umsetzung machbar und ein ständiger Prozess ist,
  • Vermittlung der Erkenntnis, dass Expertenwissen erforderlich ist, und
  • Dialog ermöglichen.

Diese Ziele sind allerdings größtenteils nicht messbar und bestenfalls an steigende unverbindliche E-Mail-Anfragen zu erahnen, wobei keiner bislang dazu geschrieben hat, dass ein bestimmtes Interview die Anfrage ausgelöst hätte. Allerdings, wenn ich meine Veröffentlichungen des letzten Jahres als Gesamtheit betrachte und diese der Steigerung der Webseitenbesuche um 80% gegenüberstelle, dann habe ich subjektiv den positiven Eindruck, dass die Schreiberei sich lohnt.

Dass Interviews das perfekte Instrument für die Kundengewinnung sind, kann ich allerdings nicht behaupten. Redaktionen ändern Texte, die Ziele bleiben schwer messbar und die Zielgruppen sind mir bei solchen Veröffentlichungen unklar. Die Zielgruppe eines Interviews kann unmöglich ein potenzieller Geschäftspartner sein; vielmehr ist es eine allgemeine Öffentlichkeit, die im Idealfall auch Personen, die barrierefreies Webdesign umsetzen wollen, und Multiplikatoren enthält.

Mit der Veröffentlichung von Fachbeiträgen orientiere ich mich an dem Leitmotto Content bringt Kundschaft und hoffe, dass es das Image stärkt und außerdem signalisiert, dass ein Experte am Werk ist. Wenn ich den Eindruck bekommen sollte, dass solche Beiträge keine Geschäftskunden anziehen würden, würde ich sofort auf andere Instrumente setzen.

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